SCHULE UND AUSBILDUNG

Lesen, Schreiben und Rechnen lernen ist in Afrika nicht selbstverständlich, besonders für Mädchen. Das Einmaleins und das A bis Z werden oft zur lebensbestimmenden Grundlage. Schule und Ausbildung entscheiden sehr oft, ob und welche Zukunft ein Mensch hat, ob er sein Leben verantwortlich und eigenständig gestalten und entwickeln kann.

Angeline


Wie schwierig es ist Eltern davon zu überzeugen, dass sie den Mädchen gleiche Chancen einräumen wie den Jungen, zeigt der Bericht von Angeline Kora. „Wir versuchen die Eltern zum Schulbesuch ihrer Töchter zu ermutigen“, schreibt der baptistische Direktor des Colleges in Mokolo, Raphael Ziloua. Manche Mädchen haben die Schule abgebrochen und mussten heiraten. Andere sind – wegen des fehlenden Verständnisses der lese- und schreibunkundigen Eltern – zu Hause geblieben.  

Angeline schreibt: Ich bin 17 Jahre alt. Ich komme aus Gamboura und bin zurzeit Schülerin der 7. Klasse am Collège Protestant in Mokolo. Da mein Vater keine Schule besucht hat, wollte er dies für seine Töchter auch nicht. Lediglich um die Vorschule hat er sich gekümmert. Danach hat er den schrecklichen Entschluss gefasst, mich von der Schule zu nehmen. Meine Mama konnte ihn nicht umstimmen und ich auch nicht. Da ich noch sehr jung war, hatte ich mich seiner Entscheidung zu fügen. Mädchen sollen den Haushalt führen. Nach dem 3. Schuljahr blieb ich also zu Hause, vier Jahre lang. Aber nach diesen vier Jahren beschloss ich, wieder zur Schule zu gehen. Ich war darauf angewiesen, Erdnüsse und Erbsen anzubauen, um von dem Erlös meine Schulgebühren  und das Schulmaterial zu bezahlen. Dennoch war mein Vater immer noch dagegen. Er hätte sich viel mehr gefreut, wenn ich geheiratet hätte.

Für mich ist erst mal die Schule wichtig. Erst danach kommt die Heirat. Ich habe zunächst das 4. und 5. Schuljahr besucht, bevor ich in die 6. Klasse am Collège Protestant in Mokolo aufgenommen wurde. Darauf hin wurde mein Vater noch hartherziger .Er wollte nicht, dass ich das Collège besuche. Aber Dank eines Stipendiums von der EBM und dem Verkauf meiner  Erdnüsse und Erbsen konnte ich meine Schulgebühren, ohne weitere Unterstützung, bezahlen. Für das Schuljahr 2008/2009 hatte ich schon eine Anzahlung leisten können. Zudem bekam ich ein Stipendium von der EBM, der ich unendlich dankbar bin.  Sonst hätte ich die Schule in der 7. Klasse wieder abbrechen müssen. Aber als es um den restlichen Betrag für die zweite Rate ging, verweigerte mir mein Vater wiederum seine Hilfe. Ich verlor allen Mut und beschloss, zu Hause zu bleiben.

Meine große Schwester hat mir jedoch viel Mut gemacht, und ihr verdanke ich es, dass ich wieder die Schule gehe.  Ich hatte keine Ahnung, wie ich die fehlenden  Francs (ca. 25 €) für die Schulgebühren aufbringen sollte. Aber dank einer weiteren Spende konnte der Schulleiter diesen Betrag begleichen. Ich komme nun in die 8. Klasse und möchte weiter zur Schule gehen. Mit Gottes Hilfe möchte ich das Abitur machen.“