Beira ist die zweitgrößte Stadt in Mosambik und hat etwa 400.000 Einwohner. Im Gegensatz zur Hauptstadt Maputo ist sie kaum westlich geprägt, arme Verhältnisse und zerstörte Gebäude (vom Bürgerkrieg) sind überall zu finden.

Portugiesisch wird von 240 Millionen weltweiten gesprochen (davon 190 Mio. in Brasilien). In Mosambik sprechen die meisten Menschen Portugiesisch und zusätzlich eine zweite einheimische Sprache. In Dondo ist das „Sena“. Viele alte Menschen sprechen nur Sena.

Chris' Rundbrief aus Mosambik

September 2011: Reise, Ankunft, Erste Eindrücke

Hier haltet ihr meinen ersten Rundbrief aus Mosambik in den Händen! Ich bin gut angekommen, habe schon viel erlebt, tolle Menschen kennen gelernt und tauche langsam in eine neue spannende Kultur ein. Mehr erfahrt ihr auf den nächsten Seiten!

Bom dia!

Jetzt bin ich schon über eine Woche in diesem fernen Land namens Mosambik, das für mich die letzten Monate so unrealistisch weit weg schien und das in mir so einige Ängste, aber auch freudige Erwartung weckte. Jetzt bin ich da. Endlich. „Und, wie ist es?!“, werden die meisten jetzt fragen. Tja, es ist... toll, anders als erwartet, aufregend, frustrierend, ermutigend... ziemlich viel auf einmal für mich, aber erst einmal der Reihe nach:

Reise

Nach den letzten Tagen in Deutschland, die von Abschieden, dem Umzug und Packstress geprägt waren, war es auf der einen Seite zwar traurig aber auch irgendwie erleichternd, in Frankfurt ins Flugzeug zu steigen. Mit meinen drei Reisegefährtinnen Johanna, Susi und Verena ging’s dann los: Langstreckenflug mit dem Airbus A340 nach Johannesburg. Von dort aus weiter mit einem kleinen, feinen Flieger direkt nach Beira. Nach 16 lustigen und entspannten Stunden war es dann endlich soweit: Wir befanden uns im Landeanflug, sahen die vielen Hütten, das dürre Land und die Palmen unter uns, Welcome to Africa! Auch wenn wir es immer noch nicht wirklich realisieren konnten, wir waren da. Und mit uns erstaunlicherweise auch das Gepäck, was nicht selbstverständlich ist!

Ankunft

Empfangen wurden wir von unseren beiden Mentoren Isabell und Eduardo, zwei Portugiesen, die seit Jahren in Mosambik als Missionare leben. Schon die Fahrt zu deren Haus war für mich der erste einprägende Moment, als ich überall nur schwarze Menschen sah, die auf der Straße gingen, große Karren zogen oder riesige Sachen auf dem Kopf transportierten. Strange! Die ersten Tage in Beira verliefen dann sehr entspannt für uns, wir hielten uns bei unseren Mentoren auf und machten ab und zu Ausflüge in die Stadt oder an den Strand. Irgendwie musste ich erst einmal richtig ankommen, daher war das perfekt. Apropos Strand: Mosambik ist bekannt für seine weißen Strände, die fast an der gesamten Küstenlinie des Landes zu finden sind. Ich kann das jetzt bestätigen: Strand + Palmen + Sonne = EIN TRAUM! Und das Beste daran: Keine Massen an Europäern, die sich gegenseitig fast auf den Handtüchern liegen :) Gewohnt habe ich in der Zeit bei der Pastorenfamilie, Freunden unserer Mentoren. Das war dann auch schon der Sprung in die andere Kultur: Winziges, dreckiges Bad für 7 Leute, Sprachschwierigkeiten, gleich am ersten Abend eine Riesen-Kakerlake (10cm!) in meinem Zimmer, was will man mehr! Aber total nette Leute, die mich sehr herzlich aufgenommen haben und mit denen ich mich auch angefreundet habe.

Erster afrikanischer Gottesdienst

Am Sonntag durften wir dann unseren ersten afrikanischen Gottesdienst besuchen. Mit vielen Eindrücken und Erwartungen (die beim Vorbereitungskurs in Elstal auch durch so manchen Film dramatisiert worden waren) waren wir also sehr gespannt. Und wir wurden wahrlich nicht enttäuscht: Als wir um 8 Uhr (=Gottesdienstbeginn) in den Gottesdienstsaal kamen, waren wir die allerersten, Überraschung :-) Nach und nach trödelten dann ein paar Leute ein, irgendwann fing dann wer an, zu singen. Obwohl die Kirche noch ziemlich leer war, kam es mir so vor, als wär der Gesang lauter als alles, was ich in deutschen Gemeinden erlebt habe.... Der Raum begann sich mehr und mehr zu füllen, die Stimmen wurden lauter und es kamen sogar erste Instrumente wie Trommeln oder Gitarre dazu. Der Lobpreis war zwar völlig anders als in Deutschland, trotzdem waren es sehr bewegende Momente für mich. Diese ausgelassene, fröhliche Stimmung ist schon cool! Nach der einstündigen Predigt (nach deren Hälfte unsere Übersetzerin nur noch sagte: „Jetzt wiederholt es sich“) wurde die Gemeinde nach Alter in Gruppen eingeteilt, die jeweils für sich eine Bible Study machten. Was hier vielleicht noch erwähnenswert ist: Die Alterstruktur der Besucher unterscheidet sich enorm von deutschen Gemeinden, was auch die gesellschaftlichen Strukturen widerspiegelt. Der Großteil der Gemeinde besteht aus Kindern und Jugendlichen, dazu kommen ein paar junge Erwachsene und an einer Hand abzuzählende ältere Menschen (was immer noch unter 50 Jahre bedeutet). Schon krass. Nach dem Gottesdienst (der insgesamt etwa 3 Stunden dauerte) stellten wir uns dann am Eingang auf und die komplette Gemeinde ging an uns vorbei und schüttelte jedem die Hand. Am Abend war dann ein weiterer Gottesdienst mit mehr Worship sowie Chor- und Theateraufführungen. Hat mich doch ein bisschen an unseren fiesta in Braunschweig erinnert, den ich echt vermisse!

Dondo

Am Dienstag wurde ich dann nach Dondo, meinem Einsatzort gebracht, zirka 30 Kilometer von Beira entfernt und leider nicht an der Küste. Dondo ist im Prinzip eine Stadt, die aus ganz vielen kleinen Dörfern besteht, und somit sehr großflächig verteilt ist. Ein richtiges Zentrum mit Geschäften gibt es nicht, nur einengroßen Markt, wo man echt alles bekommen kann. Dort herrscht immer ordentlich Trubel. Wohnen tue ichindem Haus desPastoren-Ehepaars meiner Gemeinde, der Pastor ist Mosambikaner und seine Frau Brasilianerin. Ich habe mein eigenes Zimmer (sogar mit Schrank!!) direkt neben dem Hühnerstall. Hier auf dem Hof laufen zig Hunde, Hühner und Gänse herum! Neben mir wohnen nochzwei brasilianische Missionarinnen. Es ist echt schön hier, besonders die vielen Blumen, Bäume und Palmen!Und meine Gasteltern sind echt sehr nett zu mir.

Gemeinde

Die Gemeinde hier ist echt cool und hat viel Programm. Dienstag, Donnerstag und Freitag Abend finden dort Gottesdienste statt, jeweils mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Samstag sind Kinder-und Jugendgruppen sowie Musikunterricht und am Sonntag wieder zwei Gottesdienste. Herausragend ist jedoch das Konzept, den Menschen in der Umgebung praktisch bei deren Nöten zu helfen, ihnen Gott näher zu bringen und sie so in die Gemeinde zu integrieren. So gibt es ein Krankenhaus für AIDS-kranke, eine Vorschule für Waisenkinder, eine Grundschule, ein Kinderbetreuungszentrum und ein Häuserbau-Projekt. Wahnsinn!
Die Menschen in der Gemeinde sind echt total offen und herzlich, so durfte ich schon viele coole Jugendliche kennenlernen. Es ist einfach schön, auch hier gleich Glaubensbrüder zu finden, mit denen man sich über alles unterhalten kann. Ich hab mich auch gleich mit der Lobpreisband angefreundet, die kennen sogar Hillsong und Jesus Culture!

Begegnungen

Im Moment arbeite ich noch nicht, sondern schaue mir erst alles an, lerne Leute und Projekte kennen und lerne Portugiesisch. So habe ich noch keinen geregelten Alltag, aber ich möchte euch von zwei sehr einprägsamen Begegnungen erzählen.

Am Freitag ging ich mit dem Pastor und einem weiteren Jugendlichen ein Haus besuchen, in dem ein Tag zuvor die Mutter gestorben war und drei Mädchen (die Älteste vielleicht 16 Jahre) zurückgelassen hatte. Schon der Weg dorthin war echt heftig: Kleine Sandpfade, viel Gebüsch und Bäume und dazwischen kleine Häuser oder eher Bretterverschläge. Die Bewohner saßen vor Ihren Hütten auf dem Boden und kochten oder taten andere Dinge. Es war einfach krass, denn mir wurde schlagartig bewusst, dass ich hier die normalen Lebensumstände sah, wie die Menschen in Mosambik leben. Als wir an der Hütte ankamen wurden wir von den Schwestern und einigen Angehörigen und Freunden begrüßt, die ebenfalls zur Anteilnahme dort waren. Es herrschte eine gedrückte Stimmung, aber die Leute freuten sich, dass wir da waren. Nach einer kurzen Predigt bat mich der Pastor zu beten. Das war schon komisch, aber irgendwie habe ich gespürt, dass Gott uns gebraucht hat.

Ein zweites Erlebnis war die Einweihung eines neuen Hauses, das die Gemeinde für eine blinde Mutter und Ihre Töchter gebaut hatte. Zusammen mit anderen Missionaren und Besuchern feierten wir die Schlüsselübergabe,es gab sogar Fanta und Cola für die Kinder. Ziemlich bewegender Moment, als sich die Mutter bedankte und ungläubig fragte, ob es wirklich ihres sei. Aber das Beste kommt zum Schluss. Als sie die Schlüssel bekam und die Haustür aufschließen wollte, funktionierte das Schloss nicht. Auch nachdem alle Männer es mit Tricks und Werkzeug versucht hatten! So hinterließen wir ein verschlossenes Haus, mit der Hoffnung, das es demnächst irgendwie geöffnet werden kann. :-)

Sprache

Wie es mit der Sprache läuft? Tja, das ist echt schwierig am Anfang, aber ich schlage mich meistens mit einem Mix aus Englisch und Portugiesisch durch. In der Gemeinde sprechen sprechen zum Glück einige Jugendliche passables Englisch. Sonst bin ich jeden Tag am Vokabeln lernen, bekomme demnächst auch Unterricht und versuche, jeden Tag mehr zu verstehen. Ich hoffe, in einem Monat kann ich mich schon einigermaßen verständigen. Aber es ist schon oft frustrierend, wenn man fast nichts versteht, und daher ist die Sprache auch mein größtes Gebetsanliegen!

Was ist anders?

In aller Kürze ein paar mehr oder weniger interessante Details: Ich schlafe unter einem Moskitonetz. Bei Aufrählungen wird nicht mit dem Daumen sondern dem kleinen Finger angefangen und Zeitangaben sind relativ. Der Strom fällt des Öfteren mal komplett aus. Man fährt auf der linken Seite. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es kaum, stattdessen kleine Busse, genannt Chapas, die vollgestopft mit Menschen durch die Gegend fahren (aber dazur mehr im nächsten Rundbrief). Als Weißer fällt man überall auf. Die meisten sind zu Fuß unterwegs. Das Klo-Papier wird nicht in die Toilette geschmissen, sondern in den Mülleimer daneben. To be continued ...

Es gäbe noch so viel mehr zu schreiben, aber ich muss mich leider beschränken. Aber ich freue mich sehr, wenn ihr mir schreibt und mir eure Fragen stellt! Danke für eure Unterstützung und eure zahlreichen Gebete, ich fühle mich echt getragen!

"Estamos Juntos" !
(="Wir bleiben verbunden", sagt man zum Abschied hier in Mosambik)

Sonnige Grüße aus Mosambik
Chris

P.S.: Ihr wundert euch wahrscheinlich, dass ich noch nicht viele aussagekräftige Fotos gemacht habe. Ich habe mir vorgenommen, die ersten Tage und Wochen ohne Kamera die Leute kennenzulernen.



Irgendwie kann ich nicht als Weißer daherkommen und gleich mit einer dicken Kamera die Armut fotografieren. Erst wenn ich die Menschen dahinter kenne, werde ich das tun.

 

Danke

  •  Dass ich gut angekommen bin
  • Für die tolle Gemeinde in Dondo
  • Für die offenen Menschen hier

 

 

Bitte betet für

  • Meine Sprachschwierigkeiten 
  • Gute Begegnungen mit Menschen
  • Für passenden Aufgaben / Tätigkeiten