28-01-15

Geschichten vom Missionsfeld: Indien

Es ist Sonntag, der 18. Januar 2015. 40 Frauen, alles Bäuerinnen aus 18 verschiedenen Dörfern, versammeln sich im Dorf Penamakuru in Süd-Ost-Indien. Sie singen Lieder, christliche und volkstümliche, und haben Gemüse und Obst mitgebracht.


Vor drei Jahren hat das Hungerbekämpfungsprogramm von EBM INTERNATIONAL in diesen Dörfern mit 540 indischen Bäuerinnen und Bauern begonnen. Dieses Programm war eine Reaktion auf die Tatsache, dass sich in jedem Jahr ungefähr 15.000 Bäuerinnen und Bauern das Leben nehmen, weil sie aus der Schuldenfalle der großen Saatgut und Düngemittellieferanten nicht herauskommen.

In diesem Programm wurden sie von Agrar-Ingenieuren geschult, keine Pestizide und keinen Kunstdünger mehr zu benutzen, sondern organischen Dünger. Außerdem wurden sie geschult im Anbau neuer Produkte sowie im Marketing ihrer Ernte. Und sie wurden geschult, neben ihren Häusern und Hütten die kleinen Grundstücksflächen für sogenannte „kitchengardens“ zu nutzen. Zu Beginn haben sie Saatgut auf Mikrokreditbasis erhalten zu fairen Preisen. Sie wurden in Lagerhaltung geschult, damit sie ihre Produkte verkaufen können, wenn die Nachfrage groß und das Angebot klein ist. Über 400 Bäuerinnen haben dieses Programm seit drei Jahren mitgemacht und erzählen stolz und glücklich von ihren Erfahrungen. Frau Laxhmi, eine der „Modell-Farmerinnen“, führt uns durch das Dorf. Vor drei Jahren gab es hier keine Gemüse- und Obstgärten. Stolz erzählt sie, dass 80 % der Häuser heute auf den kleinen Grundstücken soviel Kürbisse, Gurken, Tomaten, Auberginen, Gelbwurz, Bohnen, Papayas, Guyaven und Physalis anbauen, dass es für den Eigenbedarf reicht. Und ihre Ernten von den Feldern haben inzwischen einen guten Ruf auf dem Markt: „Unser Reis, unsere Hirse, Linsen und Ingwer werden uns bevorzugt abgekauft, weil sie einfach besser schmecken. Wir bekommen mehr Geld dafür als früher“.

Die Frauen überlegen, ob sie sich ihre Ware als biologisch angebaut zertifizieren lassen. Die Frauen haben in den 18 Dörfern 18 kleine Kooperativen gegründet. Am Anfang waren auch einige Männer dabei. Auf die Frage, warum nur noch Frauen mitmachen, sagt Laxhmi: „Die Männer hatten keine Geduld. Weil der Ertrag bei der ersten Ernte ohne Kunstdünger und Pestizide natürlich geringer war, haben sie schnell aufgegeben. Außerdem zahlen die Männer die Mikrokredite nicht zurück.“ Die Frauen haben nicht nur regelmäßig ihre Saatgutkredite zurückgezahlt. Sie haben alle jeden Monat 100 Rupien in ein gemeinsames Konto eingezahlt. Mit allen 18 Dörfern haben sie eine gemeinsame Kooperative gegründet (die anfangs gar nicht geplant war). Stolz zeigen sie ihr Sparbuch. 140.000 Rupien haben sie schon angespart. Damit vergeben sie kleine Kredite in den Dörfern für Familien in Not, medizinische Behandlungen, Schulmaterialien und noch manches mehr. All das organisieren sie komplett selbst.

Getragen wird dieses Hungerbekämpfungsprogramm vom baptistischen Krankenhaus Vuyyuru, die ein Programm für Dorfentwicklung haben. Dieses Krankenhaus versteht seine Arbeit nicht auf die Mauern des Krankenhauses begrenzt. Dr. P. David  sagt: „Wenn die Menschen sich gesund ernähren und durch so ein Dorfentwicklungsprogramm das Einkommen der Menschen erhöht wird, dann werden auch nicht so viele Menschen krank.“ Sechs Mal im Jahr werden die Bäuerinnen für ihre landwirtschaftlichen Arbeiten geschult und Ärzte aus dem Krankenhaus Vuyyuru kommen und machen kombinierte Gesundheits- und Ernährungsberatung bei den Menschen im Dorf. Die Leiter des christlichen Krankenhauses verstehen dieses Programm als einen Beitrag zum Wohl der Gesellschaft und als ihr christliches Zeugnis der Nächstenliebe im Namen Jesu. Die Schulungen und der Projektkoordinator werden von EBM INTERNATIONAL finanziert. Ein Erfolgsmodell für wirklich nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe von Christen in einem hinduistischen Umfeld.

Februar 2015

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