04-01-16

Geschichten vom Missionsfeld: Türkei

Weihnachten in Izmir - Wir fangen um 16 Uhr mit der Feier an und jedes Jahr ist die Kirche überfüllt und manchmal warten Gäste noch draußen.


Da die Türkei ein muslimisches Land ist, gibt es hier keine Advents- und Weihnachtszeit und auch keine Ferien. Nur der 1. Januar ist ein offizieller Feiertag. Wir versuchen als eine von vier Baptistengemeinden in der Türkei schon Wochen vor den Feiern die Weihnachtslieder einzuüben. Dazu haben wir professionelle Hilfe: Die Dozentin Serpil von der nahegelegenen Universität übt mit den Geschwistern nun schon einige Jahre ehrenamtlich sonntags und donnerstags und bringt auch noch 2-4 von ihren Sängern als Verstärkung mit. Wir organisieren kein Krippenspiel mehr, da es mit den Proben schwierig ist und wir auch nicht genug Gemeindeglieder haben. So haben wir schon letztes Jahr sehr viel musikalisch gemacht.

Wir feiern mit Gästen am Sonntag vor Weihnachten, denn ab dem 20. Dezember bis Anfang Januar  haben die Unistudenten in der Türkei Prüfungen, und es würde niemand kommen. Wir fangen um 16 Uhr an, und jedes Jahr ist die Kirche überfüllt und manchmal warten Gäste noch draußen. Wir verteilen seit Jahren Stroh auf dem Boden der Kirche und stellen auch einen Strohballen als Deko hin. Die Kirche und der Gemeinderaum werden mit Weihnachtsdeko geschmückt. Und der Herrnhuther Stern, den wir vor ein paar Jahren geschenkt bekamen, leuchtet wunderbar in der türkischen Nationalfarbe rot. Wir stellen verschiedene Krippen auf, die wir auch aus Deutschland geschenkt bekommen haben. Wir haben auch einen Weihnachtsbaum, auf den unsere jüngeren Geschwister besonders fixiert sind. Der Baum fällt zwischendurch auch öfter mal um. Nach der Predigt und dem Gebet werfen wir nach dem Schlusslied Bonbons kreuz und quer durch die Kirche. Danach bieten wir Tee und Gebäck an, das von den Gemeindegliedern selbst gemacht wurde. Viele Besucher bleiben noch lange da, stellen Fragen und fühlen sich wohl. Wie immer war auch unser Büchertisch gut besucht. Kalender, Bücher und Büchlein werden gerne an Feiertagen mitgenommen.

Dieses Jahr hatten 4 Studenten von der nahegelegenen Universität das Filmen der Weihnachtsfeier als Hausaufgabe bekommen. Die taten das mit viel Elan und bald soll ein Kurzfilm daraus entstehen. 

Am Heiligabend unter der Woche treffen wir uns als Gemeindeglieder um 18 Uhr. Jeder bringt etwas für das offene Buffet mit, und das genießen wir im Gemeinderaum und im Zelt und freuen uns, wenn noch Geschwister dazukommen, die früher von der Arbeit, Uni oder Schule gehen konnten. Danach gehen wir  in die Kirche, dort steht die Krippe in der Mitte und die Stühle sind kreisförmig angeordnet. Ertan spricht dann locker und frei über die Geburt Jesu. Danach singen wir noch ein paar Weihnachtslieder. Jeder legte sein mitgebrachtes und verpacktes Geschenk unter die Krippe und dann spielen wir seit Jahren ein Spiel, bei dem man die Geschenke immer weiter reichen muss. Oft ist es sehr lustig, besonders dann, wenn sehr begehrte Geschenke dabei sind wie z.B. Kopfhörer, Uhren und andere ausgefallene Sachen, die zu manchem Leidwesen ständig den Besitzer wechseln. Am Ende des Spiels kann man dann aber noch die Geschenke untereinander austauschen. Und ein obligatorisches Gruppenbild darf natürlich nicht fehlen. Jedes Jahr sind auch wieder neue Geschwister dabei. An diesem Weihnachtsfest waren wir 39 Personen. Zu Besuch kamen vier Japaner, fünf Iraner und Frau Serpil mit drei ihrer Studenten. Auch unsere zwei syrischen Frauen konnten kommen, sie freuten sich sehr, dass sie seit ihrer Flucht aus Aleppo vor vier Jahren wieder die Geburt Jesu in einer Gemeinde feiern konnten.

Unsere iranischen Geschwister feierten am 27. Dezember ab 12 Uhr ihr Weihnachten. Nach der Feier gab es ein einfaches Essen und danach auch Bescherung. Auch unter ihnen waren einige, welche das erste Mal ein Weihnachtsfest erlebt haben. Während wir so in beheizten Räumen (obwohl sich unsere Nachbarn über den Rauch unserer Kohleheizung beschwerten) feiern können, laufen auf der Straße besonders syrische Flüchtlinge Richtung Buchten der Ägäis, um nach Europa und in das Land ihrer Hoffnung zu reisen. Die vielen Schiffbrüchigen, besonders die vielen Kinder die im Mittelmeer ertrinken, sind ein großes Elend. Andere Flüchtlinge versuchen, sich in ihren meist ärmlichen Wohnungen „über Wasser“ zu halten. Deshalb ist das Verteilen von Nahrungsmittelpaketen und, wenn möglich, Brennholz und Winterkleidern in diesen Monaten sehr wichtig. In den rund 350 Einkaufszentren werden Geschenkkörbe und Puten angeboten, Weihnachtsmusik gespielt, Weihnachtsbäume und Schmuck verkauft. Viele Familien in den Großstädten kaufen sich Geschenke, aber die sind dann für den Neujahrstag. Sie wissen nicht, was Weihnachten bedeutet, sondern machen einfach Silvester daraus.   

Wir beten, dass wir noch viele Menschen in der Türkei Jesus als ihren Erretter erkennen und in ihr Leben aufnehmen.

Pastor Ertan und Marlene Cevik
Missionarsehepaar von EBM INTERNATIONAL

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