01-10-15

Geschichten vom Missionsfeld: Türkei - Christen bewegen etwas

Ein Land, in dem von 3,5 Millionen Christen nur noch 100.000 übrig geblieben sind. Adana hat fast zwei Millionen Einwohner und dazu kommen ca. 200.000 syrische Flüchtlinge. Hier befindet sich die von Pastor Sükrü gegründete türkische Baptistengemeinde, die inzwischen 20 getaufte Mitglieder hat und zu der sich 40 Menschen halten. Es ist die einzige türkische protestantische Gemeinde in Adana.


Es ist Donnerstagnachmittag. Die kleine Baptistengemeinde Adana im Südosten der Türkei weiht ihre neuen Gemeinde-räume ein. Zwei Sicherheitsbeamte in Zivil inspizieren die ehemaligen Büroräume im ersten Stock eines Geschäftshauses. Erst dann ist Einlass. Der amerikanische Konsul erscheint ebenso wie der Vertreter des Gouverneurs, des Bürgermeisters sowie Vertreter der Regierungspartei und der Opposition. Ungefähr 50 Menschen kommen zu dem Ereignis. Ertan Cevik, Präsident des aus vier kleinen Gemeinden bestehenden türkischen Baptistenbundes, sagt in seinem Grußwort: „Diese Gemeinde, die nur 50 km von Tarsus, der Geburtsstadt des Apostel Paulus, entfernt liegt, setzt ein Zeichen der Hoffnung, weil sie ein Zuhause für Christen wird.“ Und der Vertreter des Gouverneurs sagt nach der Feier im kleinen Kreis: „wir sollten die Religionsfreiheit in unserem Land vielmehr zur Geltung kommen lassen. In vielen europäischen Ländern dürfen wir Muslime ja auch Moscheen bauen“.

Noch am gleichen Abend erscheint der Artikel in der HURRIET online. Weil so viele politische Vertreter bei der Einweihung waren, ist er positiv verfasst. Im Fernsehen wird ebenfalls über das Ereignis berichtet. Pastor Sükrü sagt: „Wir wollen, dass alle wissen, was wir hier machen: eine christliche Gemeinde bauen in einem Land, in dem die Christen vertrieben wurden. Unsere Gemeinde ist ein Angebot für Menschen, die mit Jesus leben wollen. Und die gibt es in der Türkei. Wir wollen zeigen, dass wir gut für die Gesellschaft sind.“

Pastor Sükrü fährt nach der Feier mit Interessierten zu den syrischen Flüchtlingen und erklärt, wie die Flüchtlingshilfe abläuft. Sie besuchen Flüchtlinge, die am Stadtrand in armseligen, löcherigen Zelten leben. Sie gehen von Zelt zu Zelt und bringen in Erfahrung, wo die Not am größten ist und welchen Bedarf die Familien haben.Mit Hilfsgeldern von EBM INTERNATIONAL und dem Deutschen Baptistenbund kaufen sie dann zielgerichtet Kleidung, Nahrung und Medikamente ein. Die Zelte werden nummeriert und „gefischt“ – das heißt, darauf wird ein Fisch als Zeichen für die Unterstützung von der Baptistengemeinde gemalt. Sie lassen Journalisten über ihre Aktionen berichten und sind inzwischen bekannt in der Stadt.

Einen Tag später findet in der Baptistengemeinde in Izmir, 600 km westlich von Adana, eine Taufe statt. 18 Iranische Flüchtlinge haben in den vergangenen 1 ½ Jahren in dieser Baptistengemeinde ein neues Zuhause gefunden. Sie gehören zu einer Gruppe von 70 Iranern, die sich jede Woche mehrmals in der Gemeinde trifft. Viele von ihnen haben drei Monate lang an einem Glaubenskurs teilgenommen, den sie mit einer richtigen Prüfung abgeschlossen haben. Auf Nachfrage erklärt Pastor Ertan Cevik: „Wir wollen sicher sein, dass sie sich wirklich zu Jesus bekehrt haben und nicht nur eine Taufbescheinigung suchen, damit sie in Europa schneller als Asylanten anerkannt werden, weil Christen im Iran verfolgt und auch ermordet werden“. Es wird ein wunderschöner Taufgottesdienst mit den persönlichen Zeugnissen und Glaubensbekenntnissen der Täuflinge und einem anschließenden Türkisch-Iranischen Fest.

 

Pastor Christoph Haus

Generalsekretär EBM INTERNATIONAL

 

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