27-02-17

Geschichten vom Missionsfeld - Äquatorialguinea

Wie werden Träume wahr?


Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben in Äquatorialguinea. Das Land liegt am Äquator. Das kann sich jeder denken. Viel mehr weiß ich über das Nachbarland von Kamerun auch nicht. Es ist heiß. Grün. Und abgesehen von ein paar unwirklichen Palästen scheint das Leben einfach zu sein. Wir fahren mit dem Auto auf dem kontinentalen Teil des Landes von dem Ort Bata am Meer nach Evinayong im Landesinneren. Wir - das sind die spanische EBM INTERNATIONAL-Missionarin Marta Nombela, unser Regionalrepräsentant Magloire Kadjio, der junge Leiter der einheimischen Baptistenkirchen Pastor Elias und ich.

Während der zweistündigen Autofahrt reden wir über alle möglichen Dinge, die uns in den letzten Tagen beschäftigt haben: Wie kann man die Verantwortung für die Schulen komplett und konsequent in die Hand von einheimischen Leitern geben? Wie können wir als Mission weiter die Kirchen und Leiter stärken? Wie gehen wir mit der Situation um, dass wir keine Missionare für das Land finden und dass es für Deutsche auch so schwierig ist, ein Visum, geschweige denn eine Arbeitserlaubnis, zu bekommen?

Mir raucht der Kopf. Es ist so heiß. Mein Spanisch ist so schlecht. Und die Herausforderungen sind so groß. Es liegen Tage hinter mir, an denen ich ständig überlegt habe, was die richtige Idee, der richtige Rat oder auch der richtige Moment zum Schweigen ist. Auf dieser Autofahrt stelle ich Marta eine einfache Frage: „Was ist eigentlich dein Traum?“

Auf die Antwort muss ich nur ein paar Sekunden warten: „Ich wünsche mir, dass junge Mädchen durch meine Arbeit und mein Vorbild lernen, dass sie etwas im Leben erreichen können, wenn sie zur Schule gehen und einen Beruf lernen.“

Und inmitten von allen Überlegungen bin ich dann gleichzeitig stolz und beschämt, dankbar und persönlich herausgefordert. An der Schule in Evinayong, wo Marta leitend mitarbeitet, gehen mehr als 300 Kinder in die Grundschule und viele Menschen aus der Gemeinde haben dort Arbeit gefunden.

Die Gemeinde und die Schule benutzen für ihre Veranstaltungen ein gemeinsames Gelände. Ungefähr die Hälfte der Kinder sind Mädchen. Täglich erleben sie, wie Marta sich hier einbringt und wie begeistert sie von Jesus, den Menschen und ihrer Arbeit ist. Sie erleben diese junge starke alleinstehende Frau, die um die halbe Welt reist und in einem fremden Land lebt. Sie hat eine Arbeit, von der sie gut leben kann; sie kann Auto fahren und trägt ständig ein Lachen auf dem Gesicht. Marta inspiriert mit ihrer offenen, mutigen, herzlichen und fröhlichen Art.

Ich bin überzeugt davon, dass viele dieser jungen Schülerinnen ihren Müttern abends erzählen, wie sehr sie diese spanische Missionarin mögen. Und wahrscheinlich wünscht sich manche Mutter für ihre Tochter, dass sie einmal so selbstbestimmt wie Marta leben kann. Und ich bin überzeugt davon, dass dieser Wunsch für viele Töchter in Evinayong wahr wird – weil Marta sie an jedem neuen Tag mit einem Lachen begrüßt.

Ich bin persönlich begeistert von den Kindern in Evinayong, ihrer Fröhlichkeit und ihrem Willen zu lernen und dem Mut das Leben zu leben. Ich bin mehr denn je überzeugt davon, wie wichtig Bildung für das Leben ist. Ich bin dankbar für die Möglichkeiten, die wir haben und ich wünsche mir, dass wir durch unsere missionarische Arbeit immer mehr Kindern helfen können, die Grundlage für eine selbstbestimmte und gute Zukunft zu legen.

 

Matthias Dichristin

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