Josefin Orlovski in Indien

Freiwilligeneinsatz in Indien
September 2015 bis März 2016

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Indien Bericht für EBM INTERNATIONAL

"Oh ich vermisse Indien schon jetzt!" waren Ellinors Worte, als wir am Flughafen in Hyderabad saßen und auf unseren Flug nach Dubai gewartet haben. Nach sechs Monaten, die wir in Indien auf dem Campus "Bridge Of Hope" gewohnt haben, haben wir dort ein zweites Zuhause gefunden. Wir haben uns von Anfang an dort wohl gefühlt, nicht total fremd, wie man es erwarten könnte und anstatt eines Kulturschocks wurden wir dort (meist ;) ) langsam in das indische Leben und Abläufe eingeführt. Trotzdem ist natürlich aller Anfang schwer und wir hatten beide das Gefühl "Wie soll bloß die Zeit vergehen?". Zu den 50 Namen der Kinder aus dem Heim kamen noch die Auszubildenden, Mitarbeiter und Familien auf dem Campus… und indische Namen sind nun wirklich nicht einfach zu merken! Auch der Tagesablauf war gewöhnungsbedürftig für uns, da er sehr geregelt und besonders für die Kinder durchgeplant ist. So mussten wir erst unseren Platz und unsere Zeiten mit den Kindern finden. Im Englischunterricht hieß es dann erstmal das unterschiedliche Englischniveau einschätzen zu lernen, was bei einigen Kindern sehr gut ist (konversationsfähig), bei anderen "ok" und bei wenigen beschränkt sich der Wortschatz auf die wichtigsten Wörter. Die Kommunikation war generell eine Herausforderung, eine andere Sprache (Telugu) und ein anderes Verständnis von Aussagen. Diesen Schwierigkeiten galt es sich also zu stellen, besonders in der Eingewöhnungszeit. Nach ca. drei Monaten konnten wir beide behaupten "Wir sind angekommen, wir fühlen uns Zuhause!". Es war ein tolles Gefühl! Unser Zimmer war nun wohnlich gestaltet und mit Karten und Bildern dekoriert und wir waren nun ein fester Teil der großen Campusfamilie. Wir hatten unsere Aktivitäten und Unterricht mit den Kindern und wurden auch in besondere Anlässe einbezogen, eingeladen und mitgenommen. Jeder Tag war etwas Besonderes und jeden Abend hatten wir Grund Gott zu danken, dass er uns begleitet, geführt und für uns gesorgt hat. Jeder Monat hatte ein besonderes Event und ein Highlight folgte dem Nächsten: Ferien, die wir mit drei Mädchen aus dem Kinderheim ganz intensiv verbringen konnten, unsere erste indische Hochzeitsfeier, das Zwischenseminar in Tranquebar, wofür wir endlich mal ein bisschen rumreisen konnten und was vom so interessanten Land gesehen haben. Auch die großen Feste wie Geburtstag, Weihnachten und Neu Jahr haben wir in dieser neuen, fremden Kultur erleben dürfen, mit all den bekannten, oder auch unbekannten Traditionen. In unseren insgesamt zwei Wochen Urlaub durften wir einen kleinen Einblick in dieses RIESEN Land werfen. Es kann so unterschiedlich sein, je nach Ort, Staat, Stadt und Dorf, überall ist es etwas anders, von Klima und Kleidung, bis zum Essen. Wir sind mit so vielen Erfahrungen und Gelerntem nach Hause geflogen. Diesen Schatz kann uns keiner mehr nehmen: Wir haben gelernt, wie man Saris bindet und sie trägt. Wir haben so viele nette Leute kennengelernt, die schon gleich gefragt haben, wann wir denn wieder kommen würden. Die Momente mit den Kindern, wenn sie dir strahlend zuwinken "bye sisters, have a nice day!", bevor sie zur Schule gehen, oder wenn sie ganz traurig zu dir kommen und sagen "not go Germany sister", werden wir bestimmt nie vergessen. Wir haben alle 50 und natürlich auch die anderen fest ins Herz geschlossen, wie eine große Familie eben! So gingen die sechs Monate am Ende doch plötzlicher zu Ende, als wir es zu Anfang gedacht hatten. Umso mehr werden wir alles vermissen, was wir in 188 Tagen in Indien kennen- und liebenlernen durften: … die Menschen und Kinder … das Essen (es ist wirklich nicht so scharf, wie wir es erwartet haben. Bei einigen Stunden in der Küche durften wir vom Koch viel lernen und wurden selber inspiriert alles nachzukochen ;) ) … und das Essen mit der Hand (wenn man´s erstmal kann ist es echt praktisch, spart Besteck :D ) … die indischen, mega-süßen Sweets und herzhaft-scharfen Snacks (kann man hoffentlich auch irgendwie nachmachen, oder irgendwo kaufen :D ) … indische Kleidung (ist ebenfalls so vielfältig und natürlich bunt. Meist maßgeschneidert, was dort so unkompliziert, einfach und günstig ist! Wir haben natürlich unsere Churidars, Saris, etc. mitgenommen ;) ). … Telugu-Gottesdienst (den nun gewohnten Klang der Sprache, etwas schiefen Gesang mit unpassender Keyboardbegleitung, Trommel und Schlagzeug) … Gesten, besonders das typische Kopfwackeln (es ist unglaublich, wie man sich so etwas unbewusst angeeignet :D ). … Gesprächsfreudigkeit und Offenheit der Inder, besonders auf Reisen (auf jeder Zugfahrt wurden wir in nette Gespräche verwickelt, überall wo wir hinkamen wurden wir herzlich willkommen geheißen, versorgt und beschenkt). Für uns war es ein tolles, so erlebnisreiches halbes Jahr! Wir durften viel lernen, an Herausforderungen wachsen und auch geistlich viel dazulernen. Indien besitzt einen festen Platz in unseren Herzen und, wer weiß, vielleicht gibt uns Gott noch einmal die Möglichkeit dieses farbenfrohe Land zu besuchen.

Josefin Orlovski