Miri in Südafrika (2014/2015)

Arbeit in einem Kindergarten im Township Mamelodi
September 2014 bis Juni 2015 (9 Monate)

So schnell gehen neun Monate in Südafrika um... Es waren neun sehr lehrreiche, spannende und abwechslungsreiche Monate, die ich nie vergessen werde. Jetzt bin ich seit einiger Zeit wieder in Deutschland und ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich in Südafrika machen dürfte. Häufig denke ich an die Zeit in Südafrika zurück und komme dabei jedes Mal ins Schmunzeln. Wie gerne würde ich nochmal alle Kinder aus dem Kindergarten um mich herum haben und sie einfach Lachen sehen…

Der Alltag im Kindergarten:

Der Kindergarten, in dem ich mitgearbeitet habe, ist auf dem gleichen Gelände wie die Mamelodi Baptist Church und wurde auch von dieser gegründet.

Die Arbeit im Kindergarten war sehr vielfältig und hat mir sehr viel Spaß gemacht. Meine hauptsächliche Aufgabe war es, der Lehrerin beim Unterrichten zu assistieren und den Kindern englische Kinderlieder beizubringen, damit den Kindern auf eine spielerische Art die englische Sprache näher gebracht wird. Aber natürlich blieb es nicht bei dieser Aufgabe und so hab ich auch bei den anderen Aufgaben, die in einem Kindergarten so anfallen, mitangepackt. So gehörten neben dem Unterrichten auch Winden wechseln, Essen vorbereiten,  Klassenräume sauber halten und noch vieles mehr dazu. Am Jahresanfang hat unsere Kindergartenleiterin einen Plan erstellt, damit wir jede Woche wussten, über welches Thema die Woche über gesprochen werden sollte. Zum Unterrichten wurden die Kinder in zwei Gruppen eingeteilt. Das hatte zum einen den Grund, da es sonst zu viele Kinder in einem Klassenraum gewesen wären und den anderen Grund, dass wir eine sehr große Altersspanne im Kindergarten hatten. Im letzten Monat, bevor ich wieder nach Deutschland geflogen bin, hatten wir 46 Kinder im Kindergarten, die zwischen 1 ½ und 5 Jahre alt waren.

Ich habe in der Klasse mit den jüngeren Kindern geholfen. Am Anfang war ich etwas enttäuscht, weil ich dachte, es mache keinen Sinn, Kindern in diesem Alter schon Englisch näherzubringen. Doch mit diesen Gedanken hatte ich mich gewaltig geirrt. Ich möchte von einer Sache berichten, an der ich gemerkt habe, dass die „Schüler“ etwas von meinem Teil des Unterrichts mitgenommen haben. In einer Woche ging es um das Thema „Mein Körper“ und da hat meine Arbeitskollegin mich gefragt, ob ich denn das englische Kinderlied „Head, shoulders, knees and toes“ kennen würde. Als ich ihr bestätigt hab das Lied zu kennen, hat sie mich darum gebeten, dieses Lied in jeder Unterrichtsstunde mit den Kindern zu singen. Ich fand und finde die Idee sehr gut, da man bei diesem Lied einige Körperteile auf Englisch erlernen kann. Das einzige was mich daran kurzzeitig etwas demotiviert hat war, dass es sehr lange gedauert hat, bis die Kinder die ganzen Namen der Körperteile kannten und auch zeigen konnten, wo sie sind… das gesamte Lied dann noch singen zu können, hat länger gedauert, als ich gedacht habe. An einem Tag saß ich dann mit der Volontärin draußen und wir haben auf die spielenden Kinder aufgepasst. Plötzlich stellte sich ein Kind vor mich und hat mir mit funkelnden Augen das Lied vorgesungen. Darüber habe ich mich wirklich sehr gefreut!

Menschen und Kultur:

Obwohl die meisten Menschen in Südafrika sehr nett sind, ist es mir am Anfang trotzdem ziemlich schwer gefallen Freunde zu finden. Nach einer Weile hat aber auch das funktioniert und ich habe viele Eindrücke bekommen, die man als normaler Urlauber oder Besucher ganz sicher nicht bekommen hätte.

Es gibt einige Unterschiede in der Kultur, die sich vor allem bei Festen, in der Kirche, dem Essen und dem alltäglichen Lebensstil bemerkbar machen. Von den Festen ist mir die traditionelle Hochzeit am meisten in Erinnerung geblieben. Jede/r hat traditionelle Kleidung getragen, es wurde für Südafrika typisches Essen zubereitet, es gab südafrikanische Tänze und Musik als Programm und einige Reden auf einer afrikanischen Sprache, worauf die Leute mit Jubelschreien, Klatschen, Tanzen und Singen reagiert haben. Es war die wohl bunteste Hochzeit auf der ich bisher war. Zu dem traditionellen Essen gehören verschiedene Gemüsesorten, Rind- und Hühnerfleisch, aber auch Sachen, die man hier nicht kennt, wie z.B. „sour Porridge“ (leicht gegorener Getreidebrei), „Pap“ (gekochtes Maismehl), „Samp“ (gekochter, zerhackter Mais) und Hühnerfüße.

Gastfamilie:

Ich habe neun Monate lang in einer Familie mit zwei kleinen Kindern (3 und 5) gewohnt. Die Familie hab ich sehr ins Herz geschlossen und es fiel mir sehr schwer, mich von Ihnen zu verabschieden. Nach nur kurzer Zeit hatte ich meine kleinen, festen Aufgaben, wie zum Beispiel das Geschirr am Abend zu spülen. Die Aufgaben haben mir mehr geholfen als mich belastet, da ich mich so nicht nur als Gast, sondern auch als ein Teil der Familie gefühlt habe. Als Teil der Familie hab ich mich aber auch gefühlt, da ich zu jeder Familienfeier oder Kindergeburtstagsfeier mitkommen dürfte. Außerdem werde ich nie vergessen, wie meine Gastschwester mich immer „Sister“  und meine Gasteltern mich zweimal „our first-born“  genannt haben. Meine Gastfamilie war für mich immer da, wenn ich Probleme hatte und hat sich sehr gut um mich gekümmert. Ich hoffe, dass ich den Kontakt noch sehr lange aufrechterhalten kann!

Fazit:

Ich habe sehr viele Dinge lernen dürfen, die ich hier in Deutschland beibehalten möchte. In Südafrika legt man sehr viel Wert auf Gespräche und darauf, Zeit mit der Familie zu verbringen. Das ist mir sehr wichtig geworden. Viel zu häufig hetzt man von einem Ort zum nächsten und nimmt seine Mitmenschen nicht mehr bewusst wahr.

Die Arbeit im Kindergarten hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich merke, dass ich wirklich gerne mit Kindern arbeite. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich noch besser mit älteren Kindern zurechtkomme.

Südafrika wird irgendwo in meinem Herzen immer eine zweite Heimat sein, was dem wunderschönem Land, welches ich bereisen dürfte, aber auch meiner Gastfamilie und meinen Freunden zu verdanken ist.

Miriam Sophie Rödder

als pdf-Datei ansehen »